167 Schulwege überprüft: Nur 5 Prozent als sicher eingestuft

ACE-Schulweg-Index deckt Risiken für Grundschulkinder auf

Wie sicher ist der tägliche Schulweg wirklich? Dieser Frage ist der ACE Auto Club Europa im Rahmen seiner 20. Clubinitiative nachgegangen. Unter dem Motto „Easy Going“ wurde bundesweit die Schulwegsicherheit von rund 49.000 Grundschulkindern untersucht. Im Fokus standen bei der systematischen Analyse sowohl der morgendliche Bringverkehr als auch die Infrastruktur vor der Schule. Das Ergebnis ist alarmierend: Nur 5 Prozent der 167 überprüften Schulwege konnten als sicher bewertet werden. Knapp ein Drittel (30 Prozent) schnitt mangelhaft ab, sechs Prozent wurden sogar als gefährlich eingestuft. Der ACE-Schulweg-Index 2025 zeigt deutlich, dass noch immer viel zu viele Schulwege in Deutschland unsicher sind.

41 Prozent der Elterntaxis missachten Verkehrsregeln

Vor Schulbeginn steigt die Unfallgefahr durch Elterntaxis: Allein das erhöhte Verkehrsaufkommen führt regelmäßig zu chaotischen und unübersichtlichen Situationen vor den Schulen. Hinzu kommen riskante Wendemanöver, zugeparkte Gehwege und das Aussteigen von Kindern zur Fahrbahnseite hin. All diese Aspekte hat der ACE bei der Untersuchung der 6.422 beobachteten Elterntaxis bundesweit unter die Lupe genommen. Dabei wurde in 41 Prozent der Fälle gegen Verkehrsregeln verstoßen: am häufigsten durch Halten im Halteverbot (20 Prozent), in Einfahrten (8 Prozent) oder auf Gehwegen und in zweiter Reihe (je 6 Prozent). Bei der Betrachtung der Bundesländer war der Bringverkehr in Sachsen mit 89 Prozent am sichersten. Am schlechtesten schnitten das Saarland (52 Prozent) und Rheinland-Pfalz (57 Prozent) ab. 

Infrastruktur oft nur „befriedigend“

Auch beim Blick auf die Verkehrsinfrastruktur zeigt sich ein gemischtes Bild. Zwar ist erfreulicherweise vor 92 Prozent der Schulen das Tempo auf 30 km/h beschränkt, doch die sicherste Lösung – eine Spielstraße oder verkehrsberuhigte Zone – fand sich nur bei 6 Prozent der Schulen. In 8 Prozent der Fälle fehlte jegliche Querungshilfe, ob Ampel, Zebrastreifen oder Mittelinsel. Im Ländervergleich schneiden die nordöstlichen Bundesländer am besten ab: Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg erreichen durchschnittlich 9,6 von 14 möglichen Punkten, während Rheinland-Pfalz (7,7 Punkte) und das Saarland (7,5 Punkte) am schlechtesten bewertet wurden.

Ergebnisse aus NRW

In NRW wurden 25 Schulwege von 6.701 Schulkindern getestet. 56 Prozent der überprüften Wege wurden als „in Ordnung“ beurteilt, jedoch nur acht Prozent als sicher. Der ACE bewertete bei seinen Beobachtungen den Bringverkehr in NRW mit 74 Prozent als sicher. Insgesamt wurden 1.117 Elterntaxis beobachtet. Dabei wurde in 43 Prozent der Fälle gegen Verkehrsregeln verstoßen, am häufigsten durch Halten im Halteverbot (23 Prozent), in Einfahrten (11 Prozent) oder auf Gehwegen (5 Prozent).

Die Verkehrsinfrastruktur wurde im Durchschnitt als „in Ordnung“ eingestuft. Zwar ist vor 96 Prozent der Schulen das Tempo auf 30 km/h beschränkt, doch die sicherste Lösung, eine Spielstraße oder verkehrsberuhigte Zone, fand sich bei keiner der Schulen. In 24 Prozent der Fälle fehlten Zebrastreifen, Elternhaltestellen oder Schulwegepläne (jeweils 44 Prozent).

Die Gefahren sind da – wir müssen jetzt handeln

Der ACE-Schulweg-Index zeigt deutlich, dass es noch viel zu viele Risiken auf dem Schulweg gibt. Um sie zu beseitigen, müssen Akteure wie Landes- und Kommunalverwaltung, Schulen und Eltern gemeinsam Verantwortung übernehmen. Der ACE-Handlungsdreieck zeigt, wie konsequente Kontrollen, verständliche Aufklärung und eine sichere Infrastruktur dafür ineinandergreifen müssen. „Der ACE-Schulweg-Index 2025 zeigt alarmierende Zahlen: Nur 5 Prozent der untersuchten Schulwege sind sicher. Noch immer werden zu viele Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg zur Schule verletzt – manche leider auch getötet. Es ist dringend notwendig, die Verkehrsinfrastruktur weiter systematisch zu verbessern und auch den Umgang mit Elterntaxis zu ändern. Bund, Länder, Kommunen, Eltern und alle Verkehrsteilnehmenden müssen jetzt gemeinsam handeln – jedes Kind zählt“, fordert Manfred Wirsch, Präsident des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) und Schirmherr der diesjährigen ACE-Clubinitiative.

Weitere Informationen finden Sie unter ACE-Clubinitiative | "Easy Going zur Schule?" - Ergebnisse


 

Über die Erhebung

Seit 2005 führt der ACE mit seinem Ehrenamt jährlich bundesweite Clubinitiativen durch, die sich mit aktuellen Themen der Verkehrssicherheit befassen. In diesem Jahr wurden von April bis Ende Juli Infrastruktur und Bringverkehr vor 167 Grundschulen bundesweit durch die 700 ACE-Ehrenamtlichen vor Ort überprüft. Der Bringverkehr wurde jeweils 30 Minuten vor Schulbeginn beobachtet. Die schulnahe Infrastruktur wurde im Bereich von 200 Metern in beide Richtungen vom Schultor aus anhand eines standardisierten Kriterienkatalogs begutachtet. Partner der diesjährigen Clubinitiative ist der DVR.