AGFS-Planerwerkstatt 2019: "Ortsdurchfahrten"

Die 2. AGFS-Planerwerkstatt war – wieder – ein voller Erfolg

Der gemeinsame Workshop von Kollegen und Kolleginnen aus AGFS-Kommunen und Straßen.NRW lieferte kreative Ideen für die Nahmobilität und die Steigerung der Aufenthaltsqualität in Ortsdurchfahrten.

Der erfolgreiche Verlauf und das große Interesse an der 1. Planerwerkstatt hat die AGFS NRW schon frühzeitig ermutigt das Format zu wiederholen. Auf Wunsch vieler Mitgliedskommunen wurden in dem zweiten Workshop „Ortsdurchfahrten“ im Kontext von Nahmobilität 2.0 bearbeitet. Da sich kommunale Planung und Landesbetrieb Straßenbau NRW bei vielen Ortsdurchfahrten zwangsläufig eng abstimmen müssen, war es nur logisch den Workshop gemeinschaftlich mit dem Landesbetrieb Straßenbau NRW durchzuführen.

„Es war nicht das Ziel, am Ende des Tages eine ausgearbeitete Planung auf dem Tisch zu haben. Wir wollten in einen Austausch kommen, um gemeinsam die besten Lösungen zu finden“, sagte Elfriede Sauerwein-Braksiek, Direktorin von Straßen.NRW, zum Ende der Veranstaltung. Auch Christine Fuchs, Vorstand der AGFS NRW, betonte, dass es zunächst darum gehe, zwei Planungskulturen zu einander zu bringen. „Wir sind dabei, eine gemeinsame Sprache zu finden, um in Zukunft schneller und erfolgreicher zusammenarbeiten zu können“, so Frau Fuchs.

Sollen sich Radfahrende die Straße mit den Autos teilen? Oder soll es einen eigenen Radweg geben? Wie muss eine Kreuzung aussehen, wenn immer mehr Menschen mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs sind? Das sind Fragen, die sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen in Witten gestellt haben. Acht kommunale Verkehrsplanende hatten konkrete Fälle aus ihrer Praxis mitgebracht. Gemeinsam wurden kreative Lösungsvorschläge entwickelt. Der Ansatz war auch diesmal, im Zweifel über die Richtlinien hinaus zu denken. Auch wenn die Ideen so erstmal nicht 1:1 umgesetzt werden können. Dabei wurden die Planer und Planerinnen von Fachleuten aus der Verkehrs- und Landschaftsplanung unterstützt.

Das Beispiel der B226 in Herne zeigt, wie sich die Anforderungen an die Planung gewandelt haben. Die Bundesstraße ist vor gut 25 Jahren nach damals modernstem Standard vierspurig ausgebaut worden – für den Autoverkehr. Dass 2019 nun darüber nachgedacht wird, wie man diese Straße auch für Radfahrer komfortabel und sicher nutzbar macht, spiegelt die Veränderung der Mobilität wider.

Unterschiedliche Materialien nutzen

Dass es nicht bei Visionen bleiben muss, zeigen andere Beispiele, die in der Planerwerkstatt gelöst wurden. In Rietberg (Kreis Gütersloh) könnte eine Einbahnstraßenregelung helfen, den Autoverkehr auf einer engen Straße so zu reduzieren, dass Radfahrende mehr Platz bekommen. In Dülmen-Rorup (Kreis Coesfeld) würden die Planenden den Verkehr gerne mit kleinen Kreisverkehren „ausbremsen“ und die schmale Ortsdurchfahrt begrünen. Der Einsatz von unterschiedlichen Materialien zur Fahrbahngestaltung könnte im Kerpener Ortsteil Türnich (Rhein-Erft-Kreis) eine Lösung sein, um den Radfahrenden mehr Sicherheit zu geben und Autofahrende aufmerksamer zu machen. Zudem möchte man mit Piktogrammen auf der Fahrbahn arbeiten, die anzeigen, dass Auto- und Radfahrende gemeinsame Nutzende der Straße sind. „Eine Studie hat ergeben, dass diese Piktogramme auf der Fahrbahn eher dazu führen, dass Autofahrer und Autofahrerinnen einen ausreichenden Sicherheitsabstand einhalten als die so genannten Schutzstreifen, die Autofahrende oft als Randmarkierung ihrer Fahrbahn wahrnehmen“, so Michael Vieten, Verkehrsplaner aus Neuss, der den Workshop-Teilnehmern zu Seite stand. Entsprechend nah würde dann an den Radlern vorbeigezogen.

Für Euskirchen-Kuchenheim wurde darüber nachgedacht, durch den Einbau eines Multifunktionsstreifens in der Fahrbahnmitte, die gleichen Ziele wie in Türnich zu erreichen. Dadurch würde auch Fußgänger und Fußgängerinnen das Queren erleichtert und eine verkehrsberuhigende Wirkung auf den Kfz-Verkehr erzielt. Für die Führung eines Radschnellweges in Bielefeld-Ummeln hatten die Planenden die Idee, eine Einbahnstraße mit einer Fahrradstraße zu kombinieren und so mehr Raum für den Rad- und Fußverkehr zu realisieren. Die Ortsdurchfahrt in Neuss-Grimlinghausen könnte durch verschiedene punktuelle Maßnahmen, wie die Gestaltung von Eingangsbereichen am Ortsanfang, und die Anlage von baulichen Radwegen sowohl optisch aufgewertet als auch sicherer sowie fußgänger- und fahrradfreundlicher werden.

Das gemeinsame Format kam auch bei den Teilnehmenden sehr gut an. „Mein Kollege und ich fanden die Veranstaltung sehr rund und vor allem gelungen.“ Das positive Feedback bestärkt die AGFS NRW die Veranstaltung zu verstetigen und die Zusammenarbeit mit Straßen.NRW weiterzuführen. „Das ist eine Partnerschaft, die mit dieser Planerwerkstatt begonnen hat“, zeigte sich Christine Fuchs zuversichtlich.