AGFS-Planerwerkstatt 2019: "Schnelle Achsen für die Nahmobilität"

Die 3. AGFS-Planerwerkstatt - erneut wurden innovative Lösungen entwickelt

Der gemeinsame Workshop von Kolleginnen und Kollegen aus AGFS-Kommunen und einem Kreis von drei Fachpersonen aus der Verkehrsplanung bringt spannende und zukunftsfähige Ansätze für schnelle Achsen der Nahmobilität.

Zum dritten Mal trafen sich nun Vertreter von Mitgliedskommunen der AGFS und ein kleiner Kreis von unterstützenden Experten, Dipl.-Ing. Michael Vieten, Ruben Loendersloot und Fachexpertin Dipl.-Ing Isabelle Dembach, um sechs kommunale Planfälle zusammen zu bearbeiten und innovative Ideen zu erarbeiten. Ziel war es im Rahmen der zwei Tage Ideen zu sammeln und andere Blickwinkel auf die Planungssituationen zu erhalten.

Nutzen motorisierte Verkehrsteilnehmende und der Radverkehr den selben Raum, oder ist eine schnelle Achse in den Planungsfällen nur als seperate Achse realisierbar? Welche Rolle spielt das Thema Grün und die Aufenthaltsqualität im Straßenraum? Diese Fragen gilt es zu beantworten und in kreative Lösungsansätze umzuwandeln. Dabei sollte ausdrücklich über den Tellerrand gedacht werden und nicht starr an den Richtlinien entlang entwickelt werden. Die Ergebnisse sollen als neue Diskussionsgrundlage in den Kommunen genutzt werden, auf dessen Grundlage die eigentliche Planung weitergeführt werden kann.

Neben einzelnen Quartiersstraßen, fand ebenfalls das Thema einer Stadtteilverbindung in Bielefeld Beachtung. Auch ein neu zu entwickelndes Gewerbegebiet in Herne und dessen Integration ins Netz der Stadt wurde diskutiert.

Verschiedene Planungsprobleme erfordern innovative Lösungen

Der Bielefelder Westen soll schneller für den Radverkehr erreichbar sein. Im Zuge dessen wurde zusammen untersucht, welche Route sich für eine direkte Verbindung anbietet, um große Umwege zu vermeiden. Ein großes Problem dabei ist das Bielefelder Fußballstadion, welches besondere Beachtung erfordert, da an Spieltagen Sperrungen rund um das Stadion anstehen.

In vielen Städten lässt sich, historisch bedingt, ein Innenstadtring finden. Dieser wird vor allem dafür genutzt den Innenstadtbereich schnell umfahren zu können und so die Aufenthaltsqualität im Zentrum zu steigern. In Haltern gibt es bereits die Fahrradpromenade, die zwischen Innenstadtring und Zentrum liegt und dem Radverkehr ein sicheres Umfahren ermöglichen soll. Es hat sich nun aber gezeigt, dass schnelle Pendler und Ortsfremde weiterhin den Innenstadtring zusammen mit dem Kfz-Verkehr nutzen. Nun soll eben dieser Innenstadtring an die Anforderungen des Radverkehrs angepasst werden und einen Doppelring bilden.

Neu zu entwickelnde Flächen bringen immer auch die Frage mit sich, wie die Anbindung an das vorhandene Mobilitätsnetz zu gestalten ist. Der Shamrockpark in Herne ist eine solche Fläche nicht unweit des Hauptbahnhofs. Hier bietet sich die Chance das gesamte Entwicklungsgebiet umweltfreundlich, sicher und modern an den Bahnhof und das vorhandene Straßennetz anzubinden. Dabei sind ausdrücklich innovative Ideen, wie ein Mobilitätsstreifen und integrierte Leihdienste erwünscht. Dadurch, dass im Neubaugebiet ein Parkhaus vorgesehen ist, lässt sich auf der Brunnen- und Behrensstraße, die Hauptbahnhof und Shamrockpark verbinden, das Parken vollkommen aufheben.

Auf der Dürener Straße (Stadt Köln), die durch die neu angelegte Umweltschleuse vermehrt als Umfahrung durch den Kfz-Verkehr genutzt wird, soll der Verkehr deutlich entschleunigt werden und durch eine Vergrößerung der Radinfrastruktur eine schnelle Pendlerachse im Kölner Südwesten geschaffen werden. Hier steht vor allem die Aufenthaltsqualität im Bereich der Einzelhandelsnutzungen im Vordergrund. Außerdem stellt der hohe Parkdruck des Radverkehrs die Planer in dem relativ engen Straßenraum vor eine Herausforderung.

Die Wolbecker Straße in Münster, in der Nähe des Zentrums und des Hauptbahnhofs ist eng bemessen und durch Geh- und Radwegparker sowie Liefervorgänge geprägt. Zukünftig soll sie als Ergänzung zum geplanten Veloroutennetz fungieren. Dazu muss vor allem im Querschnitt darauf geachtet werden, dass die Geh- und Radweganlagen geschützt und ausgebaut werden.

In einigen weniger urbanen Kommunen sind vereinzelte Stadtteile vom Zentrum ,,abgeschnitten''. In Schwerte ist dies der Stadtteil Westhofen. Dieser ist lediglich über eine Landstraße an das Zentrum angebunden. Hier wird eine direkte Lösung abseits des Kfz-Verkehrs, entlang einer alten Bahntrasse, bevorzugt. Dabei stellen Verhandlung mit der DB, ein Ausbau der angrenzenden Autobahn und die Planung durch Grünflächen mit Gewässern Probleme dar. Herausforderungen dieser Art stellen Planer oft zunächst vor schlaflose Nächte. Zusammen wurden Herangehensweisen und Lösungen erarbeitet, um dennoch eine schnelle Achse für die Nahmobilität zu verwirklichen.

Das gemeinsame Format kam auch bei den Teilnehmenden sehr gut an. Das positive Feedback bestärkt die AGFS die Veranstaltung zu verstetigen.