AGFS-Kongress 2018: Konkret, direkt, mit hoher Zustimmung
Am 22. Februar 2018 trafen sich mehr als 530 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus kommunaler Verkehrsplanung, Verwaltung und Politik im Congress Center West der Messe Essen, um über "Infrastruktur: Konkret!" zu reden. Das umfangreiche Kongress-Programm schaffte einen fachlich breiten Überblick und bot wertvollen Raum zum Austausch.
Klare Position der AGFS
"Mit dem diesjährigen Kongress setzen wir uns bewusst mit der Basis der Mobilität, der Infrastruktur, auseinander. Die Stadt als Lebens- und Bewegungsraum zeichnet sich durch eine hohe Erreichbarkeit für alle Verkehrsteilnehmer aus und bietet insbesondere optimale Bedingungen für Nahmobilität, Nahversorgung und Naherholung", so Christine Fuchs, Vorstand der AGFS.
Dies bestärkte Günter Rosenke, Landrat des Kreises Euskirchen und Mitglied des AGFS-Präsidiums: "Alle acht Minuten verletzt sich ein Radfahrer im Straßenverkehr. Alle 22 Stunden verunglückt ein Radfahrer tödlich." Häufig trage eine mangelhafte Verkehrsinfrastruktur daran Mitschuld. Daher betonte er, dass sich die AGFS ausdrücklich der Forderung nach einem verpflichtenden Abbiege-Assistenzsystem für alle Lkw anschließt.
Leitvorträge mit deutlichen Worten
Prof. Martin Lühder von der FH Münster: "Die Autos müssen raus aus den Städten - es sind einfach zu viele." Er sieht bei einem Kfz-Anteil von 20% am Modal Split die Grenze des Verträglichen erreicht.
Michael Dinter vom Büro Albert Speer + Partner forderte endlich einen Paradigmenwechsel in der Verkehrsplanung: weg vom Prognostizieren und Vorhersagen, hin zu einem integrierten Ansatz, der die Bedürfnisse der Menschen in den Mittelpunkt stellt.
Landschaftsplaner Thomas Wündrich betonte den hohen Wert von Grün in Städten und Gemeinden. Er warb dafür, Flächen, Plätze und Parks multifunktional zu nutzen.
Pausenzeit war Jubiläumszeit
Zum 25-jährigen Jubiläum überraschte die AGFS ihre Gäste mit einer riesigen Torte. Das AGFS-Präsidium, Christine Fuchs und Peter London vom Ministerium für Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, seit Anbeginn der wichtigste Partner der AGFS, verteilten diese mit Freude in der Pause.
Das Forum Infrastruktur ging ins Detail
Ruben Loendersloot referierte über die niederländische Praxis bei der Planung und Umsetzung von Fahrradstraßen.
Patricia Reich und Thomas Ide stellten die Ergebnisse der AGFS-Planerwerkstatt "Am Ende der Straße" vor und motivierten dazu, scheinbar unlösbaren Problemen unkonventionell zu begegnen.
Lukas Renken von der RWTH Aachen brachte die Vorteile von umweltfreundlichem und wasserdurchlässigem Asphaltbelag auf den Punkt. Mit solchen Baustoffen könne man beim Radwegebau im Freiraum Umweltschutzbedenken entkräften.
Statements zum Nachdenken
Thomas Semmelmann, Vorsitzender des ADFC Nordrhein-Westfalen, forderte einen zügigen Ausbau der kommunalen Radverkehrsinfrastruktur und der Radschnellwege. Infrastruktur müsse auf die Bedürfnisse der Radfahrenden abgestimmt sein, denn nur so könne es gelingen, mehr Menschen für das Radfahren im Alltag zu begeistern.
Hendrik Wüst, Verkehrsminister des Landes Nordrhein-Westfalen, gab einen konkreten Ausblick für die Weiterentwicklung des Rad- und Fußverkehrs. Das Land NRW stellt im laufenden Haushalt 7 Mio. Euro mehr für den Ausbau von Radwegen an Landesstraßen zur Verfügung. Ausschlaggebend für die Zukunft sei aber eine Erleichterung des Planungsrechts und der Planungsprozesse. Nur dann habe man die Chance, z.B. den Radschnellweg Ruhr RS1 auf absehbare Zeit komplett fertigzustellen.
Zum Ende des Kongresses brachte Christine Fuchs die Position der AGFS noch einmal auf den Punkt: Es geht letztlich darum, eine "bewegungsaktivierende" Verkehrsinfrastruktur zu planen. Ausschlaggebend dafür sind die Planerinnen und Planer in den Kommunen.
Das Kongress-Programm zum Mitnehmen
Hier können Sie sich das Programm und die Vorträge der Referenten als PDF herunterladen: